Bergseitig der Kirche in Dafins führt ein gemächlich abfallender Weg erst über Wiesen, dann durch Wälder Richtung Frödisch, auf die Schattseite des Voralpendorfes. Der Weg wurde in den 1920er-Jahren von der Talgemeinde Sulz angelegt, um im Winter das Holz mit Pferden und Handschlitten zu Tale zu befördern. Nach 1960 lange Zeit durch Abbrüche unwegbar, ist der alte Holzerweg heute wieder intakt und erschließt Teile des reizvollen Naherholungsraumes am Masellarücken.

Auf der Masella – der Name ist die rätoromanische Flurbezeichnung für Wange – bot eine einfache Holzhütte den Flözern und Holzarbeitern einen Ruhe- und Aufwärmort. An der zentralen Feuerstelle mit der umlaufenden Sitzbank wärmten sich die Arbeiter und stärkten sich mit Gekochtem und Gebranntem. Das schwere Handwerk ist in dieser Form längst Geschichte, doch an die ebenfalls verschwundene Masellahütte erinnert heute eine manifeste, materialhomogene Raumskulptur. Marte Marte verkörpern in diesem Objekt, das zwischen Kunstinstallation, Memorial und Raststätte oszilliert, das kollektive Gedächtnis, gießen es in schwere, klare Formen.

Zwei harte, nahezu unverwüstliche Materialien – Beton und Chromstahl – speichern im abstrahierten Raumansatz die Erinnerung an schneereiche Winter, harten körperlichen Einsatz von Tier und Mensch, Entbehrung und Einfachheit des Lebens. Die Komposition der räumlichen Figur umschreibt eine scheinbar in die Luft gezeichnete Vorstellung der ehemaligen Winterherberge. Analog zu den imaginierten, durch Kälte gestockten Bewegungen sind es Fragmente, die sich zu einem neuen Ganzen fügen. Ohne Romantisierung, jedoch in wertschätzendem Ton und mit großem Gespür für die Abstraktion von Form und Inhalt, erzählt der neu definierte Ort seine erinnerungswürdige Geschichte.

Marina Hämmerle

Masellahütte
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